So entscheidend ist das Wissen des Grundschullehrers

Welcher Tätigkeit später ein legasthener Mensch nachgeht, entscheidet sich zumeist noch vor dem fünften Schuljahr. Jedes Jahr um diese Zeit, wenn sich das Schuljahr dem Ende zuneigt, wird für zahlreiche legasthene Kinder wieder von Pädagogen entschieden werden, wie sich ihr weiteres Leben, nicht nur das Schulleben, gestalten wird.

Leider sind noch immer einige Pädagogen der Meinung, dass auch allgemein intelligente Kinder, die beim Schreiben, Lesen und /oder Rechnen Schwierigkeiten in der Grundschule zeigen, nicht in ein Gymnasium gehen sollten. Viele führen an, dass das Gymnasium schlicht weg eine Überforderung darstellt, der legasthene Kinder nicht gewachsen sind. Was natürlich auf keinen Fall in der Regel den Tatsachen entspricht. Dies lässt sich anhand von zahlreichen Beispielen belegen. Unzählige legasthene Menschen haben sogar einen Universitätsabschluss mit Hilfe verständiger und wissender Menschen geschafft und viele konnten sogar Wertvolles für die gesamte Menschheit leisten.
Legasthenie ist keine Anomalität, Schwäche, Störung, Krankheit oder Behinderung sondern ein Zeichen besonderer Begabung, was aber manchen Menschen anscheinend schwer fällt zu glauben oder ihnen einfach entgangen zu sein scheint. Viele hängen auch dem Irrglauben nach, ein Mensch sei intelligent, wenn er schreiben und lesen kann, einer der es nicht kann oder Mühe hat es zu erlernen, nicht besonders gescheit. Menschen mit so einer Auffassung, die selbst nicht gerade von besonderem Weitblick und auch Intelligenz zeugt, fühlen sich in ihrer Selbstherrlichkeit dazu berufen zu verhindern, das legasthene Kinder eine höhere Schulbildung erlangen können. Vielfach hört man „ich kann es nicht verantworten“ oder „ ich kann es nicht auf mich nehmen“. Man fragt sich zurecht, ob diese Personen es aber „verantworten“ oder „auf sich nehmen“ können, über ein Menschenleben zu bestimmen? Doch soweit denkt „man“ wahrscheinlich gar nicht.
Informierte und verantwortungsbewusste Grundschulpädagogen dagegen wissen – und deren Anzahl wird erfreulicher Weise immer größer – dass legasthene Kinder länger als die vier Grundschuljahre benötigen, um den Schreib- und Leseerlernprozess zu verbessern. Glückliche Kinder, die auf diese treffen. Wofür man doch im Leben Glück braucht!

Menschen mit Schreib- oder Leseproblemen benötigen keine Therapeuten!

Das Wort Therapeut im Zusammenhang mit pädagogischen Interventionen bei Legasthenie/LRS/Dyskalkulie ist abzulehnen!

Diplomierte Legasthenietrainer arbeiten auf pädagogisch-didaktischer Basis. Eltern werden durch die Bezeichnungen, wie Lese- Rechtschreibtherapeut, Dyslexietherapeut, Lerntherapeut, etc. verunsichert und glauben, sie haben ein krankes oder gestörtes Kind. Gesundheitsberufe haben als Interventionsebene nur dann ihre Berechtigung, wenn das Kind psychische oder physische Sekundärproblematiken aufweist. Psychologen und Ärzte klammern sich aber nach wie vor an die Formulierung des ICD-10 der WHO, wo Schreib- und Leseprobleme als Krankheit beschrieben werden und lassen die vorrangige Notwendigkeit der pädagogisch-didaktischen Interventionen bei einer Legasthenie/LRS/Dyskalkulie nur sehr ungern gelten. Allerdings hat noch keine Krankenkasse Interventionen auf dieser Ebene bezahlt. Tatsache ist aber, dass Therapien durch Gesundheitsberufe ohne die gezielte Hilfe eines Pädagogen allerdings nie zum gewünschten Erfolg führen.

Eine diplomierte Legasthenietrainerin schrieb so treffend:

“Die ICD 10 Formulierung ist ja eine sehr unglückliche. Man muss wissen, dass kein Pädagoge seinerzeit mitgearbeitet hat, als dieser erstellt worden ist. Deshalb zielt auch alles auf Schwäche, Störung und Krankheit hin, weil nur Psychologen und Mediziner gehört wurden. Darunter haben noch heute viele Kinder zu leiden.“

Bei Bezahlung von Förderungen durch diverse öffentliche Stellen geht man aber schon längere Zeit davon ab, legasthenen, LRS, dyskalkulen Kindern Hilfe nur von Gesundheitsberufen aus zu gewähren. Allerdings ist das Wissen der Beamten leider noch völlig unzureichend und wird auch durch Interventionen verschiedener Gesundheitsberufe, die offensichtlich um ihre Positionen fürchten, immer wieder verunsichert. Dabei sollte doch all unser Streben darauf hinzielen, den Betroffenen möglichst umfassend zu helfen. Wirtschaftliche Ängste oder andere sollten wirklich in den Hintergrund rücken!
Man muss dringend zwischen den Interventionsebenen unterscheiden, wenn man bei einem Kind eine Legasthenie vermutet. In erster Linie sollte immer der Spezialist, der auf pädagogisch-didaktischer Ebene die Feststellung und die Förderungen durchführt, herangezogen werden. Die Legasthenie selbst ist grundsätzlich keine Schwäche, Störung, Krankheit oder gar Behinderung. Diese Menschen – 15% der Weltbevölkerung sind davon betroffen – benötigen nur einen speziellen Weg, das Schreiben, Lesen und/oder Rechnen zu erlernen, denn sie finden mit dem herkömmlichen Angebot der Schule nicht das Auslangen. Lediglich legasthene Kinder, die zusätzliche echte psychische oder physische Störungen aufweisen, sollten bei einem Psychologen oder bei entsprechenden medizinischen Berufsgruppen (Mediziner, Logopäde, Ergotherapeut, etc.) vorgestellt werden. Denn nur wenn legasthen Kinder schwere psychische oder physische Probleme aufweisen, ist der Einsatz Gesundheitsberufen notwendig und gerechtfertigt. Ansonsten sollten Sie sich an einen Legastheniespezialisten, der die Sache von der päd.-did. Seite interveniert, wenden. Er wird den Betroffenen Wege zeigen, wie auch sie das Schreiben, Lesen und/oder Rechnen (Dyskalkulie) erlernen können.
Zahlreiche Gesundheitsberufsgruppen, sofern sie nicht eine Zusatzausbildung für dieses Spezialgebiet haben, so auch Psychologen, haben wenig bis keine Erfahrung von pädagogisch -didaktischen Intervention bei Legasthenie, sondern nur über die Behandlung der Sekundärproblematiken, die, erkennt man diese zu spät, sich z.B. im psychischen Bereich ausdrücken können. Auch bei der Diagnostik treten im psychologischen Bereich unabsehbare Probleme zu Tage, denn nicht selten wird von Psychologen für eine Feststellung der Legasthenie ein IQ-Test herangezogen oder auch diverse Lese-Rechtschreibtest durchgeführt. Beide Ansätze verursachen zu oft völlige Fehldiagnosen und sagen tatsächlich über eine Legasthenie nichts aus! IQ-Tests sind vielfach darauf ausgerichtet, dass mittels Sinneswahrnehmungsleistungen die Intelligenz festgestellt wird. Nur ein Beispiel dazu zum besseren Verständnis. Man legt einen Blinden Karten vor, er soll sie ordnen, kann er das nicht, weil er “blöd” ist oder weil er die Karten nicht sieht? Wobei der Blinde aber gegenüber dem legasthenen Menschen eine Problematik aufweist, die man als Mitmensch sofort bemerkt. Differente Sinneswahrnehmungen, die eine Legasthenie ausmachen, sieht man aber nicht. Wissenschaftlich spricht man bedauerlicher Weise nur dann von Legasthenie, wenn eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche Intelligenz vorhanden ist. Man sollte aber der Intelligenz im Zusammenhang mit der Förderung wenig Gewicht einräumen, denn auch ein weniger intelligenter Mensch hat ein Recht auf Förderung!
Auch LRS-Tests sind bei legasthenen Kindern oftmals wenig aussagekräftig, weil diese Kinder unterschiedliche Tagesverfassungen zeigen, wenn sie schreiben oder lesen. So kann es gut passieren, dass ein legasthenes Kind heute einen LRST macht, wenig bis keine Fehler macht, was dann in keinster Weise auf gröbere Probleme schließen lässt. Analysiert man dagegen Lese- und Schreibleistungen von längeren Leistungszeiträumen, bekommt man ein völlig anderes Bild.

Viele Legasthenietrainer mussten in der Praxis erleben, dass es leider zu viele Fehldiagnosen von eifrigen Gesundheitsberufsgruppen gibt.
Zu wenig kommen noch immer Leute zu Wort, welche die so relevante Ebene der pädagogisch-didaktischen Intervention bei Legasthenie/LRS vertreten. Leider findet die Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen bei weitem nicht ausreichend statt, was sehr zum Nachteil der Betroffenen gereicht. Es ist daher für Betroffene sehr wichtig, dass man immer wieder genau den Wirkungskreis der verschiedenen Spezialisten definiert und erklärt. Dann bleiben auch lange Irrwege, die so manch Betroffener und seine Familie beschreitet, erspart.

ErzieherInnen leisten wertvolle Hilfe bei der Unterstützung von Menschen mit Schreib-, Lese- und Rechenproblemen

Die Berufsgruppe der ErzieherInnen leistet im außerschulischen Bereich einen immer größer werdenden Beitrag dazu, dass sich Menschen mit Schreib-, Lese- und Rechenproblemen besser im Schul- und später im Berufsleben zurechtfinden.

Man beobachtet, dass diese Berufsgruppe in den letzten Jahren zahlreiche Spezialisten auf dem Gebiet der Legasthenie/LRS/Dyskalkulie dazu gewinnen konnte. Das besondere Interesse an der Thematik zeichnet die Gruppe der ErzieherInnen aus. Dieses Interesse geht weit über die eigentliche Verantwortlichkeit, die ein Erzieher hat, hinaus, was als besonders löblich anzusehen ist.

Leider wird die besondere Relevanz der Berufsgruppe für die Entwicklung und Vorbereitung der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen auf das Leben zumeist von unserer Gesellschaft völlig unterschätzt. ErzieherInnen tragen wesentlich zur Entwicklung der Persönlichkeit der jungen Generation bei, heute mehr denn je, weil der Familienverband in der einstigen Form nicht mehr existiert.

Deshalb ist es auch wichtig, dass diese Berufsgruppe über genügend Know How bezüglich Legasthenie/LRS/Dyskalkulie verfügt. Dadurch bleibt vielen Betroffenen, die nun rechtzeitige Hilfe und auch Verständnis erfahren, erspart, in schwere psychische Abgründe zu sinken, die leider zumeist eine Folge bei nicht erkannten oder ignorierten Betroffenen sind.

Der Erste Österreichische Dachverband Legasthenie und der Dachverband Legasthenie Deutschland schätzen insbesondere aus diesen Gründen die Berufsgruppe der ErzieherInnen. Der EÖDL bietet auch für ErzieherInnen eine Fort- und Ausbildung zum diplomierten Legasthenietrainer, diese arbeiten auf pädagogisch-didaktischer Basis mit Betroffenen, an.

Ein zentraler Punkt der AFS-Methode ist die Förderung der Motivation

Die AFS-Methode ist das Ergebnis qualitativer und quantitativer empirischer pädagogischer Forschung. Sie ist eine multisensorische Methode, deren Entwicklung durch interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht worden ist. Sie stellt die Individualität des legasthenen Menschen in den Vordergrund und wird der multikausalen Problematik gerecht.

AFS

Sie gehört zu den Methoden, die wissenschaftlich anerkannt und die auch empirisch wirksam sind. In 54 Ländern wird mit dieser Methode legasthenen Menschen seit vielen Jahren erfolgreich geholfen. Die Offenheit der Methode, der akzeptierte Methodenpluralismus und Eklektizismus -l sie verbindet auch Elemente der unterschiedlichen Positionen miteinander, verspricht den Erfolg. Es gibt nicht DIE Legasthenie, deshalb gibt es auch nicht DAS Training. Da jede Legasthenie individuell ist, so muss auch das Training individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt sein. Genau darin liegen die Chancen und auch die Erfolge der AFS-Methode. Die Inhalte der AFS-Methode beruhen auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass eine Verbesserung der Schreib-, Lese- und/oder Rechenfertigkeit eines legasthenen Menschen alleine durch das Üben am Symptom, nicht zielführend ist. Deshalb muss in den Bereichen der Aufmerksamkeit – um der zeitweisen Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen entgegenzuwirken – weiters in den Funktionen oder Sinneswahrnehmungen – diese müssen geschärft werden – und im Symptombereich – um den Wahrnehmungsfehlern entgegenzuwirken – eine gezielte Förderung stattfinden. Die Trainingsmethode verbindet spezielle Elemente aus den jeweiligen Bereichen in der Kombination, die nach vorliegendem Testergebnis für das jeweilige Kind die optimale Intervention darstellen. Einen zentralen Punkt nimmt aber die Förderung der Motivation des Betroffenen ein, durch diese enorme und nachhaltige Erfolge erzielt werden können. Auch für geringe Verbesserungen gibt es Lob und Anerkennung. Dem Spezialisten steht eine breite Palette zur Verfügung, diese Motivation zu erreichen, was sich letztendlich sehr positiv bei den Interventionen auswirkt. Die Motivation bewirkt, dass das Schreiben, Lesen und Rechnen nicht mehr als unangenehme Last empfunden wird, sondern bringt die Einsicht die Kulturtechniken als notwenige Tätigkeit zu akzeptieren, aber besser gesagt als notwendiges Übel, denn dies bleibt es wohl, in jedem Falle und auf ewig für den legasthenen/dyskalkulen Menschen.

Verursachen Musiknoten eine zeitweise Unaufmerksamkeit bei mir?

Frage:

 Ich studiere Musik-Bratsche. Mir sagen meine Lehrer nach einem Vorspiel, dass ich sehr gute Momente hatte und kurz danach sehr schlechte, als ob zwei verschiedene Personen spielen würden. Kann das von meinen Aufmerksamkeitsschwankungen kommen?

Antwort:

Ja, zeitweise Aufmerksamkeitsschwankungen sind bei legasthenen Menschen zumeist mit Symbolen verbunden, dazu gehören nicht nur Buchstaben und Zahlen, sondern auch Musiknoten. Am besten Sie versuchen BEWUSST die Gedanken bei der Sache zu halten, wenn Sie spielen und diese sogleich wieder zu dieser zu bringen, wenn Sie merken, dass diese abgleiten. Was hier so einfach klingt, ist in der praktischen Umsetzung nicht einfach. Es erfordert Übung und noch einmal Übung. Betreibt man dies aber nachhaltig, so merkt man bald, dass es besser und immer besser gelingt. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt, wenn es nicht gleich funktioniert. Es ist ein ähnlicher Vorgang, wenn man das Schwimmen erlernt. Man muss auch unzählige Male versuchen über Wasser zu bleiben. Ich wünsche Ihnen bei den Versuchen viel Geduld und Ausdauer.

Welche Leselernmethode hilft?

Folgende Email erhielt ich:

Noch immer bin ich auf der Suche nach einer geeigneten Leselernmethode für meinen legasthenen Sohn. Wir haben schon so viel ausprobiert, aber es will einfach nicht so recht klappen. Schon beim Zusammenlauten macht er Fehler, errät dann ganze Wörter. Ich kann einfach keine Fortschritte erkennen.

Ich antwortete:

Leider gibt es „die“ Leselernmethode, die in jedem Falle hilft nicht. Damit das Zusammenlauten gelingt, müssen auch die dafür verantwortlichen Sinneswahrnehmungen geschult werden. Das passiert nur durch ein gezieltes und ausreichendes Sinneswahrnehmungstraining. Auch die Schulung der Aufmerksamkeit, wie Sie wissen, ist entscheidend. Ist ein legasthenes Kind beim Lesen mit den Gedanken nicht anwesend, so kann es auch die Buchstaben und Worte nicht oder nur teilweise erkennen. Auch die Leseschablone ist nicht in jedem Falle eine Hilfe, dies wäre zu schön, um wahr zu sein. Leseansätze gibt es so viele, man muss bei manchen Kindern lange ausprobieren, doch schließlich habe ich noch keinen Fall erlebt, wo sich nicht früher oder später etwas getan hat, wenn man Gesagtes beachtet hat und natürlich unter der Voraussetzung, dass kognitive Probleme ausgeschlossen sind. Jede Methode bringt Vor- und Nachteile in bestimmten Fällen. Seien Sie aber geduldig und versuchen Sie auch kleine Fortschritte zu erkennen.

Schnelle und praktische Hilfe ist notwendig

Der Erste Österreichische Dachverband Legasthenie setzt Schwerpunkte, den Betroffenen zu helfen. Wir jammern nicht und verbrauchen unsere Arbeitskraft auch nicht damit, die Arbeit von anderen Personen oder Organisationen, die sich der Thematik widmen, zu kritisieren.

Wir stellen gemeinnützig Informations- und Arbeitsmaterialien gratis zur Verfügung und sorgen mit unserer qualitativ hochwertigen Ausbildung dafür, dass Spezialisten den Betroffenen speziell auf der so wichtigen pädagogisch-didaktischen Ebene helfen. Wir vertreten auch den Standpunkt, dass man unbedingt die verschiedenen Interventionsebenen erkennen und auseinanderhalten sollte, damit der Betroffene die Hilfe bekommt, die er auch benötigt. Die Hilfe bei Schreib-, Lese- und/oder Rechenproblemen muss in jedem Fall zuerst auf pädagogisch-didaktischer Ebene erfolgen. Wir lehnen eine Pathologisierung der Problematik ab. Nicht jedes legasthene Kind benötigt die Intervention durch Psychologen, Ärzte, etc.

Das Bundesministerium für Gesundheit und der Erste Österreichische Dachverband Legasthenie sind der Meinung, dass man Spezialisten, die auf pädagogisch-didaktischer Ebene mit Betroffenen arbeiten, auf keinen Fall als Therapeuten zu bezeichnen sind.

Bundesministerium

Wir legen großen Wert darauf und gehen so konform mit der Ansicht des Bundesministeriums für Gesundheit, dass unsere Spezialisten, die Betroffenen helfen, das Schreiben und Lesen zu erlernen, nicht als Therapeuten bezeichnet werden sollten.

Diese Bezeichnung wäre irreführend und verunsichernd für Eltern, Betroffene und Lehrer, etc. und sollte ausschließlich Gesundheitsberufen vorbehalten bleiben, die legasthenen Kindern helfen, die etwaige Sekundärproblematiken, die sie im physischen oder psychischen Bereich aufweisen, zu bewältigen. Denn zurecht fragen sich Laien, wenn ein legasthenes Kind von einem Angehörigen eines Gesundheitsberufes therapiert wird, ob das Kind nun doch krank ist. Tatsächlich benötigen nur ein geringer Prozentsatz von legasthenen/dyskalkulen Kindern eine zusätzliche Hilfe durch Angehörige von Gesundheitsberufen.

Vorrangig bleibt immer die richtige Methode anzuwenden, damit ein Mensch das Schreiben, Lesen und Rechnen erlernt und das ist einzig und alleine die Aufgabe von Pädagogen.

Zur entscheidenden Rolle der Eltern für den Erfolg der Kinder

Eltern, die durch den Spezialisten ausreichend über die Legasthenie und Dyskalkulie informiert worden sind, fällt es leichter, mit der Problematik umzugehen. Menschen, die auf eine Verbesserung hoffen, sind automatisch positiv eingestellt und übertragen dies auch auf die Kinder. Fehlt die positive Einstellung der Eltern, nicht nur zur Legasthenie/Dyskalkulie des Kindes – das Bewusstsein, etwas gegen die Problematik tun zu können – sondern auch zum Aufwand eines Trainings, wird der beste Spezialist mit seinen Bemühungen scheitern.

„Mein Trainingskind war so voller Freude, als seine Mutter ihn abholte, er strahlte und zeigte ihr mit Stolz sein Arbeitsergebnis sowie die von mir erhaltene Belohnung, die Buchstabenkekse. Ich sagte seiner Mutter, dass er fleißig und äußerst lernwillig war, und dass vieles verbessert werden kann. So gingen wir auseinander. Auch seine Mutter war froh, dass er kommen darf und ich mich um ihn annehme. Doch am nächsten Tag rief sie an, dass mein Trainingskind nicht mehr kommen werde, weil sein Vater es nicht will. Er sagte, dass sein Kind nur faul wäre, die Mutter auch nur zu bequem wäre, um eine Verbesserung zu erreichen. Weiter meinte er, dass es auch bei ihr so klappen müsste, wie bei mir.“ Menschen, die keinen Einblick in ein gezieltes, individuelles Training haben, können natürlich auch nicht beurteilen, welch weitreichendes Einfühlungsvermögen und Wissen um die individuellen Anforderungen, die jedes legasthene Kind stellt, damit auch die gewünschten Erfolge passieren, notwendig sind. Die Hilflosigkeit, mit der man als Trainer solchen Situationen gegenübersteht, ist zuweilen wirklich frustrierend. Jeder, der mit Kindern arbeitet, erlebt oftmals unglaublich viel Freude und dieses Glücksgefühl ist unbeschreiblich, etwas erreicht zu haben, was anderen nicht gelungen ist, und man damit entscheidend zur positiven Entwicklung des Kindes betragen hat. Leider gibt es auch die Gegenseite dazu, Menschen zerstören unsere Arbeit, meistens gar nicht bewusst, sondern einfach aus Unwissenheit oder Uneinsichtigkeit, etc. So schlimm dies für die Betroffenen ist, so muss man lernen, damit zu leben. Alles, was man versuchen kann, ist aufklärend und erklärend zu wirken, aber nicht immer trägt dies auch Früchte, leider. Jedem Trainer, dem das Wohl der Kinder am Herzen liegt, gehen solche Fälle auch immer besonders nahe und doch ist es manchmal mit allem Einsatz nicht möglich, die Situation zu ändern und für das Kind zu verbessern.

Über die diagnostischen Schwierigkeiten bei einem Verdacht auf Legasthenie und die oft so fatalen Folgen für die Betroffenen

Die hauptsächliche Schwierigkeit der Diagnostik liegt in den verschiedenen Feststellungs- und Interventionsebenen. Tatsächlich ist eine pädagogische immer!!! eine psychologisch/medizinische manchmal notwendig. Dies ist eben von Fall zu Fall verschieden.
Leider gibt es hier gar keine Richtlinien und die Betroffenen sind darauf angewiesen, auf welche Kompetenz sie bei den Pädagogen treffen. Nicht selten wird, auch von Pädagogen der Schluss gezogen, die Kinder schreiben und lesen deshalb schlecht, weil sie psychische Auffälligkeiten zeigen und schon ist der leider oft sehr verhängnisvolle Weg vorgezeichnet.

Dabei verhält sich die Sachlage vielfach genau umgekehrt. Die Kinder bekommen nicht die dringend benötigten pädagogisch-didaktischen Interventionen und zeigen deshalb mit der Zeit Verhaltensauffälligkeiten, weil ihre Toleranzgrenze mit Demütigungen, die von Unwissenden begangen werden, überschritten wurde. Der verhängnisvolle Weg beginnt damit, dass man zu oft gar nicht daran denkt, dem Kind auf pädagogisch-didaktischer Basis zu helfen, sondern sofort Psychologen und Mediziner konsultiert. Zumeist verfügt keiner der beiden Berufsgruppen über genügend pädagogisch-didaktisches Wissen oder über die Kompetenz den Kinder maßgeblich beim Schreiben und Lesen zu helfen. So wird nicht selten das Kind von einer zur anderen Therapie geschleppt, bekommt aber gerade in diesem Bereich keine Hilfe.

Die in Österreich und auch in Deutschland üblichen Feststellungsverfahren führen sich zuweilen schwer ad absurdum, denn nicht selten versucht man z.B. mittels IQ-Tests eine Legasthenie festzustellen. Zahlreiche IQ Tests beruhen aber auf der Testung der Sinneswahrnehmungen. Der Zustand der Sinneswahrnehmungen wird zur Bewertung des IQ herangezogen, was natürlich gerade bei legasthenen Kindern – deren gesamte Problematik ja auf differenten Sinneswahrnehmungen beruht – zu völlig falschen Ergebnissen führt. Auch LRS Testverfahren sind zuweilen nur aussagekräftig bei LRS Kindern, versagen aber bei legasthenen Kinder nicht selten. Denn so manches legasthene Kind hat bei LRS Tests hervorragend abgeschnitten und wurde dadurch als nicht legasthen diagnostiziert. Analysiert man dagegen die schriftlichen Leistungen und Leseleistungen des selben Kindes über einen längeren Zeitraum, so ergibt dies ein völlig anderes Ergebnis, als es der LRS Test brachte. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass legasthene Kinder zeitweise sehr gute Leistungen sogar beim Schreiben und Lesen erbringen können.

Zum Glück geht der Trend aber in die Richtung, dass informierte Eltern immer öfter auch auf eine pädagogische Feststellung durch pädagogisch-didaktisch versierten Spezialisten bestehen. Für viele Kinder kommt dieser Trend jedoch zu spät…