LehrerInnen erkennen immer mehr die Notwendigkeit einer pädagogisch-didaktischen Intervention bei Schreib-, Lese- und Rechenproblemen

Ein Schuljahr neigt sich dem Ende zu und die Schwierigkeiten, vor denen SchülerInnen in diesen besonderen Zeiten stehen, sind nicht geringer geworden. Umso mehr sind LehrerInnen gefordert, mit all den Problemen umzugehen.

Mit großer Freude ist festzustellen, dass die Zusammenarbeit von diplomierten Legasthenie- und DyskalkulietrainerInnen mit Schulverantwortlichen äußerst gut funktioniert. Nur so kann auch ein umfassender Erfolg für die Betroffenen erzielt werden.

Dass die wenigsten SchülerInnen, die von Schreib-, Lese- und Rechenproblemen betroffen sind, medizinische oder psychologische Interventionen benötigen, ist eine Tatsache, die schon lange nicht mehr zu leugnen ist.

Diese Menschen haben lediglich eine andere Lernfähigkeit und benötigen deshalb auch vom Schulstandard abweichende Hilfestellungen, damit sie das Schreiben, Lesen und Rechnen erlernen.

Vereinzelt kommt es dennoch vor, dass LehrerInnen, denen offenbar die Problematik nicht geläufig ist, zuallererst zu psychologischer oder medizinischer Hilfe raten.

Jene LehrerInnen, denen das Wohl der Betroffenen am Herzen liegt und denen bewusst ist, dass sie selbst diesen SchülerInnen im Rahmen des Schulunterrichts nicht ausreichend helfen können, begrüßen jedoch die Zusammenarbeit mit diplomierten Legasthenie- und DyskalkulietrainerInnen. Diese SpezialistInnen stellen mit einem pädagogischen Testverfahren fest, wo die Schwachpunkte der SchülerInnen liegen, und erstellen anhand dessen einen individuellen Förderplan. Die dadurch erzielten Erfolge sind seit 25 Jahren weltweit überwältigend.

Ein herzlicher Dank geht an umsichtige und motivierte LehrerInnen, die mithelfen, damit diese Probleme bewältigbar sind, und die so vielen Betroffenen helfen, den Schulalltag zu bewältigen.

Ein herzlicher Dank geht auch an alle diplomierten Legasthenie- und DyskalkulietrainerInnen, die täglich weltweit diesen besonderen Menschen gezielt und individuell helfen.

Es gibt nichts Schöneres für PädagogInnen als das Bewusstsein, Menschen geholfen zu haben. Der strahlende Blick eines erfolgreichen Kindes belohnt für alle Mühen, die man in diesem Beruf auf sich nehmen muss.

Die Belastungsgrenze von Kindern ist überschritten!

Wann können wir endlich zur Normalität zurückkehren?

Leere Klasse

Seit den letzten achtzehn Monaten sind unsere Kinder täglich Situationen ausgesetzt, die sich nun wesentlich negativer auswirken, als Spezialisten es schon lange vorhergesagt haben. Dieser Umstand ist besorgniserregend!

Die psychosoziale Gesundheit der Kinder hat sich in einer zuvor nie dagewesenen Form verschlechtert! Untersuchungen zeigen einen drastischen Anstieg von Depressionssymptomen und Angststörungen bis hin zu körperlichen Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen, Müdigkeit etc.

Für heranwachsende Menschen ist es von großer Wichtigkeit, sich ständig mit Gleichaltrigen und anderen Menschen, die nicht dem Familienverband angehören, auseinanderzusetzen. Nur dadurch ist eine gesunde Entwicklung möglich! Wichtig ist aber auch, dass sich die Eltern und das weitere Umfeld der Kinder und Jugendlichen einer guten psychischen Gesundheit erfreuen, damit eine gute Lebensqualität gesichert ist.

Die Vorkommnisse und damit die Belastungen in der letzten Zeit haben diese Notwendigkeiten definitiv in die letzte Ecke gedrängt.

Damit dieser unglückliche Weg nicht weiter beschritten wird, ist es unbedingt notwendig, dass sowohl Eltern als auch Personen im Umfeld der Kinder oder der Jugendlichen, wie z.B. LehrerInnen, vor diesem Umstand nicht die Augen verschließen und sich der ernsten Lage bewusst werden und für die junge Generation gemeinsam einen Weg finden, dass schnellstens eine Verbesserung eintritt. Es geht z.B. nichts über einen gemeinsamen regelmäßigen Unterricht im schulischen Umfeld.

Sollte dieser unhaltbaren Situation nicht schnellstens entgegengewirkt werden und keine Stärkung unseres traditionellen Familienlebens erfolgen, welche für die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen unbedingt notwendig ist, sind Auswirkungen zu befürchten, an denen unsere gesamte Gesellschaft noch lange zu leiden hätte!

Die verlorene Generation? – The lost Generation?

Ist das Bildungsdefizit, welches unsere SchülerInnen seit Monaten erleben, noch aufzuholen?

Wir stehen vor ungekannten Herausforderungen im Bildungsbereich! Wollen wir den Menschen, die zurzeit unsere Schulen besuchen, ausreichend und wirkungsvoll weiterhelfen?

Seit Monaten ist ein Bildungsvakuum im Pflichtschulbereich, aber auch im Bereich der höherbildenden Schulen nicht mehr zu leugnen. Durch die gegenwärtig herrschenden Umstände, nicht nur in unserem Lande, werden Menschen verunsichert und zu willenlosen Wesen umfunktioniert. Es ist festzustellen, dass viele aus Angst und Panik anscheinend auf grundlegende und enorm wichtige Dinge vergessen. In der Erstarrung wird offensichtlich nicht bedacht, dass es eine Zukunft geben und eine Normalität wieder eintreten muss, andernfalls wären wir alle verloren.

Alle Erwachsenen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie mitverantwortlich dafür sind, dass in den Schulen unsere Kinder und Jugendlichen, die ein Recht auf Bildung haben, diese auch bekommen. Dafür ist aber nicht nur der Staat in die Verantwortung zu nehmen, sondern auch die Eltern bzw. auch das Umfeld.

Es ist zu befürchten, dass die Lerndefizite, die sich zurzeit schleichend aufbauen, nie mehr aufgeholt werden können und deshalb eine „verlorene Generation“ entsteht, welche der Gesellschaft früher oder später schwer zur Last fallen wird.

Es ist unbedingt notwendig, dass sich Eltern bewusstwerden, dass sie entweder ihre Kinder selbst maßgeblich im Lernprozess unterstützen müssen oder dass sie sich an dafür ausgebildete Spezialisten, die auf pädagogisch-didaktischer Ebene arbeiten, wenden sollen. Mit diesen können sie auch gemeinsam einen Plan erarbeiten, wie ihre Kinder auf dem aktuellen Lernstand bleiben können.

Es betrifft aber auch den Motivationsmoment, welcher viele Kinder schwer trifft. Sie freuen sich auf die Schule, und dann werden sie nach ein oder zwei Wochen wieder nachhause geschickt. Man kann Motivation nicht einfach ein- und ausschalten! Die Folge sind Lernprobleme.

Die entstehenden Lerndefizite können zu ungeahnten Lernproblemen führen, die sich letztendlich auch im psychischen Bereich manifestieren. Diese gilt es mit Fachleuten, welche die Kinder bei angehenden Lernproblemen unterstützen, zu verhindern. Lerndefizite können aufgeholt werden! Sobald diese aber die Psyche belasten, wird dies ungleich schwieriger.

Es ist eine Tatsache, dass die Nachfrage an gut ausgebildeten Spezialisten, welche Menschen im außerschulischen Bereich unterstützen, immer größer wird! Dies ist ein gutes Zeichen dafür, dass die Gefahr, dass eine verlorene Generation entsteht, noch abgewendet werden kann. Noch haben aber nicht alle Menschen verstanden, wie wichtig es ist, unseren Kindern jetzt zu helfen!

Der Testwahn macht auch vor Fünfjährigen nicht halt

Anmerkungen zum Einschulungsscreening, dem sich ab 2021 jeder zukünftige Schulanfänger in Österreich unterziehen muss

Viele Leute wissen noch nicht, dass 2021 ein neu entwickelter Schulreifetest für alle Schulanfänger verpflichtend werden soll, der zur Zeit in einer Probephase an einigen Schulen in Österreich stattfindet.

Das Konzept dieses Schulreifetests ruft jedoch bei Fachleuten, die auf pädagogisch-didaktischer Ebene mit Kindern arbeiten, berechtigterweise größtes Unbehagen hervor! Der entwickelte Test verursacht bei Fünfjährigen eine Überforderung und damit eine Demotivation, die mitunter negative Folgen für die gesamte Schulzeit haben kann.

Die meisten Kinder freuen sich auf die Schule, weshalb dieses destruktive Screening noch vor Schulbeginn im Sinne der Kinder abzulehnen ist. Man muss bedenken, dass sich die Kinder vorher noch nie in einer Testsituation befunden haben. Beim ersten Kontakt mit der Schule eine Anforderung an die Kinder zu stellen, die sie nicht erfüllen können, ist in keinem Fall zu befürworten. Selbst Kinder, die absolut keine Probleme in ihrer Entwicklung aufweisen, können sich mit den Anforderungen des Testverfahrens nicht zurechtfinden.

Ein Testverfahren, das Fünfjährige zum Weinen bringt, macht wohl keinen Sinn!

In einem Einschulungstest sollten jene Bereiche erkundet werden, die grundsätzliche Voraussetzungen für eine Schulreife sind, wie zum Beispiel die Ausdauer eines Kindes, damit es im Schulbetrieb problemlos mitarbeiten kann. Keinesfalls sollten Fragen gestellt werden, die inhaltlich erst im Lehrplan der Grundschule stehen und demnach erst dann von den Kindern erlernt werden sollen.

Die Argumentation, dass mit diesem Screening der Förderbedarf von Kindern festgestellt werden soll, ist schwer nachzuvollziehen. Die Einschulung hat eigentlich den Zweck, dass alle Kinder gefördert werden! In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, was mit jenen Kindern passiert, die z.B. in Sinneswahrnehmungsbereichen Schwierigkeiten haben! Wie wird dies in dem Screening berücksichtigt? Fehldiagnosen sind somit vorprogrammiert, wodurch den Kindern Schaden zugefügt wird.

Im Testverfahren werden z.B. die Fünfjährigen danach gefragt, welche Zahl nach 73 kommt! Kein fünfjähriges Kind kann diese Frage von sich aus beantworten. Gehen die Entwickler gar davon aus, dass die Kinder auf das Screening vorbereitet werden? Damit wäre aber die Chancengleichheit zu hinterfragen.

Das Argument, dass sich das Testverfahren erst in der Entstehungsphase befindet, lässt tief blicken. In keiner Phase dürfen solche schweren Fehler passieren. Kinder sind doch keine Versuchskaninchen!

Für die Kinder soll in Zukunft also dieser Test die erste Prüfung sein, die sie erleben. Die Folgen sind damit aber unabsehbar. Es stellt sich auch die Frage, welchen Sinn das gesamte Testverfahren macht, wenn man dabei die Kinder auch noch unter Zeitdruck setzt.

Gespräche, wie sie bis dato von erfahrenen Pädagogen geführt worden sind, wären einem Screening absolut vorzuziehen, denn alle Kinder sind individuelle Geschöpfe, und dieses Screening, das alle Teilnehmer über einen Kamm schert, kann die Vielschichtigkeit einer Persönlichkeit nie und nimmer berücksichtigen.

Es wäre wünschenswert, dass sich mit der Erstellung solcher Testverfahren Fachleute befassen, die nicht nur die theoretischen Grundlagen der Entwicklungspsychologie mitbringen, sondern vielmehr über eine langjährige Erfahrung in der praktischen Arbeit mit Kindern verfügen. Diese Fachleute würden Fünfjährige mit ihren Leistungsanforderungen nicht zum Weinen bringen und ihnen damit die Lust auf die Schule verderben.

Keine einheitlichen Grammatikbegriffe im Deutschen

Für Kinder wird es mitunter zu einem großen Problem, dass es keine einheitlichen Grammatikbezeichnungen im deutschen Sprachraum gibt. Alle erfolgten Reformen der letzten Jahrzehnte haben anscheinend diesen Punkt als nicht reformbedürftig angesehen.

In unserer heutigen vernetzen und digitalen Welt wird dies jedoch bei der Förderung bisweilen zum schweren Hemmschuh. Die Kinder werden in Übungsprogrammen mit Bezeichnungen konfrontiert, die sie nicht zuordnen können. Dies trägt auf alle Fälle zur Verwirrung, wenn nicht sogar zur Frustration bei.

So wird das Hauptwort auch als Nomen oder Dingwort oder, in höheren Schulstufen, als Substantiv bezeichnet; das Zeitwort als Tätigkeitswort, Tunwort oder als Verb; das Vorwort als Verhältniswort, Lagewort oder Präposition. Ganz verwirrend wird es bei der Bezeichnung der Zeiten. Lediglich bei der Gegenwart, auch als Präsens bezeichnet, ist eine einheitliche Bezeichnung gegeben. Das Präteritum z.B. wird als Imperfekt, 1. Vergangenheit oder in Österreich als Mitvergangenheit bezeichnet; das Perfekt als 2. Vergangenheit oder vollendete Gegenwart, in Österreich als Vergangenheit. Es hängt von der jeweiligen Region ab, welche Bezeichnung das Kind in der Schule lernt.

Die einzige Möglichkeit wäre, nur die lateinischen Bezeichnungen zu verwenden, jedoch sind diese für Schulanfänger bzw. für die erste und zweite Grundstufe wenig geeignet.

Es ist bedauerlich, dass man sich im deutschsprachigen Raum bis heute nicht auf einheitliche Bezeichnungen hat einigen können. Es wäre eine Erleichterung nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Unterrichtenden!

Bei der Plattform Fernfoerderung.com, welche ich unterstütze, wurde das Fördermaterial so abgeändert bzw. ergänzt, dass möglichst viele Kinder auch ihre gewohnten Begriffe vorfinden. Dies hat Änderungen bei einem Drittel der Deutschunterlagen erfordert.

Wir freuen uns, nun international gültiges Fördermaterial für den Deutschunterricht zur Verfügung stellen zu können.

Die Relevanz der pädagogischen Forschung

Forschung

Die pädagogische Forschung sucht nicht nach Ursachen, sondern nach Lösungen für Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme auf pädagogisch-didaktischer Ebene.

Von Pädagogen werden Sie keine Werke bezüglich Ursachenforschung finden. Es ist für die Problemlösung sehr wichtig, dass die pädagogische Forschung sich nach den Ursachen ausrichtet. Ein Beispiel dafür ist die Unterscheidung zwischen genetisch bedingten (Legasthenie) und psychisch oder physisch erworbenen (LRS) Schreib-, Lese- oder Rechenproblemen, weil die Interventionen angepasst, also unterschiedlich sein müssen.

Grundsätzlich sieht die pädagogische Ebene natürlich Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme nicht als Störung, Krankheit oder Behinderung an. Tatsächlich ist den Problemen auch in überwiegender Anzahl der Fälle durch Interventionen auf pädagogisch-didaktischer Ebene ausreichend zu begegnen. Verbreitet ist jedoch die Definition durch die Gesundheitsberufe (ICD-10) als Krankheit, dadurch kommt der weit verbreitete Irrtum zustande, dass Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme in Krankhaftem ihre Ursache haben. Ein weiterer Irrtum ist, dass die Probleme nur durch vorhandene Krankheiten auftreten. Jedoch ist es in den meisten Fällen umgekehrt: Durch die Überforderung, die nicht erkannte Problematik und auch die nicht erfolgte Förderung kommt es schließlich tatsächlich zu psychischen Erkrankungen bei den Betroffenen. Dann werden in vielen Fällen Psychologen und Ärzte konsultiert und schließlich wird auf die pädagogisch-didaktische Förderung, die in jedem Fall erfolgen muss, „vergessen“. Speziell diese Pathologisierung spielt hier für die Betroffenen eine zumeist fatale Rolle.

Dass die pädagogische Forschung eine wesentliche Rolle spielt, damit Betroffenen eine individuelle Förderung auf pädagogisch-didaktischer Ebene zuteil wird, ist offensichtlich. Es sollte ein Bestreben sein, diese wissenschaftlichen Errungenschaften weiter zu verbreiten, damit die betroffenen Menschen davon profitieren. Der Kleinkrieg, der mitunter von den verschiedenen Berufsgruppen wie Pädagogen, Psychologen, Ärzten etc. geführt wird, ist bedauerlich und wenig förderlich für das Fortkommen von betroffenen Kindern und deren Umfeld. Andererseits ist gerade die pädogogisch-didaktische Ebene jener Faktor, der Fortschritte bewirkt. Man sollte darauf vertrauen, dass neue Generationen kommen werden, welche die Wertigkeit der pädagogisch-didaktischen Intervention besser und unvoreingenommener erkennen und praktizieren werden, und dass es schließlich zu einer tatsächlichen Kooperation der Berufsgruppen kommen wird, ohne Angst um die Relevanz der eigenen Position. Profitieren werden davon die Betroffenen.

Mein Kind hat Schwierigkeiten beim Rechnen

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Wann kann man eine Dyskalkulie oder Rechenschwäche vermuten und wie kann man sie erkennen?

Zahlreiche Kinder haben mit dem Problem zu kämpfen, dass sie das Rechnen mit den standardisierten Schulmethoden und mit der gleichen Geschwindigkeit wie ihre Mitschüler nicht erlernen können. Die Gründe dafür können genetische sein, jedoch kann das Problem auch durch Vorkommnisse im Leben des Kindes erworben sein.

Bereits vor Schulbeginn gibt es Hinweise darauf, aber keine allgemeingültigen oder endgültigen, dass es beim Erlernen des Rechnens zu Problemen kommen könnte. Die Kinder zeigen kein Interesse an Zahlensymbolen, lehnen Spiele ab, bei denen gezählt werden muss, verwechseln richtungsweisende Bezeichnungen, können mit den Begriffen „klein“ oder „groß“ nichts anfangen, können den Wert des Geldes nicht erkennen etc.

Nach Schulbeginn verstärken sich die Anzeichen im direkten Umgang mit Zahlen und Rechenoperationen.

Der nachstehende Fragenkatalog soll Eltern bei der Entscheidung helfen, ob es angebracht ist, sich an einen Spezialisten zu wenden, der auf pädagogisch-didaktischer Ebene eine pädagogische Förderdiagnostik und in weiterer Folge eine Förderplanung sowie eine individuelle Förderung durchführt.

Das Kind

  • benötigt ungewöhnlich viel Zeit für Rechenoperationen und ist schnell erschöpft
  • erfasst Zahlenräume, Mengen, Größen, Formen, Distanzen schlecht, die notwendige Verbindung zwischen Zahlenbegriff und Menge fehlt
  • erkennt Rechensymbole wie Plus, Minus, Divisions- oder Multiplikationszeichen nicht immer korrekt
  • lässt Ziffern aus
  • verwechselt ähnlich klingende Zahlen wie z.B. 19 und 90
  • verdreht Zahlen wie z.B. 67 und 76
  • schreibt Zahlen seitenverkehrt, z.B. 6 und 9
  • verwechselt ähnlich aussehende Zahlen wie
    z.B. 6 und 5 oder 1 und 7
  • schreibt Zahlen inkorrekt ab
  • kann Zahlenreihen nicht fortführen
  • kann nicht rückwärtszählen
  • hat Schwierigkeiten bei Überschreiten des Zehner- und/oder Hunderterschrittes
  • kann beim Kopfrechnen die Zwischenergebnisse nicht speichern
  • hat Schwierigkeiten beim Erlernen des Einmaleins
  • hat mit Textaufgaben Probleme
  • hat kein Abschätzungsvermögen, rechnet z.B. 20 + 20 = 100
  • bemerkt nicht widersprüchliche Ergebnisse bzw. duldet sie
  • hat Schwierigkeiten bei räumlichen und/oder zeitlichen Abfolgen
  • hat eine generelle Regelunsicherheit
  • erzielt trotz intensiven Übens keine Fortschritte, Gelerntes wird schnell wieder vergessen.

Werden mindestens 5 Beobachtungen mit „Ja“ beantwortet, so kann man davon ausgehen, dass die Probleme des Kindes auf eine Dyskalkulie oder eine andere Rechenproblematik hinweisen. Eine rasche Hilfe ist notwendig, damit ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden kann. Die Eltern sollten sich umgehend an Spezialisten wenden: z.B. an diplomierte DyskalkulietrainerInnen, die auf pädagogisch-didaktischer Ebene das Kind fördern.

Schwerpunkt Sinne im Legasthenie- und Dyskalkulietraining

Kind lernt

Einen der Schwerpunkte im Zusammenhang mit dem Legasthenietraining stellt die sinnliche Wahrnehmung dar, deren physiologische Verarbeitung hier näher untersucht werden soll, um einen Einblick in den darauffolgenden Lernprozess zu gewähren, der als Ausgangspunkt für weitere Betrachtungen dienen soll. All das, was die menschlichen Sinnesorgane an Informationen aufnehmen, landet zunächst im Gehirn, wobei die meisten Informationen nicht so interessant und wichtig sind, dass sie wirklich behalten, also im Gedächtnis gespeichert werden. Alle Informationen, die von den Sinnesorganen aufgenommen werden, landen über Nervenimpulse vorübergehend im so genannten Wahrnehmungsspeicher des Gehirns, der die erste Stufe der Speichermöglichkeiten darstellt.

Wenn das menschliche Individuum kein besonderes Interesse an diesen Informationen zeigt, so werden diese bereits nach zwanzig Sekunden wieder gelöscht, da sie als unwichtig beziehungsweise nicht speichernswert klassifiziert werden. Der Wahrnehmungsspeicher wird somit auch als Ultrakurzzeitgedächtnis bezeichnet, das für das menschliche Gehirn insofern als Schutzschild fungiert, als eine riesige Menge von Sinneseindrücken nicht dauerhaft gespeichert werden muss, was zu einer Überforderung führen könnte. Damit nun aber eine Information, die weitergegeben wird, im Langzeitgedächtnis eines Lernenden beziehungsweise eines Schülers gespeichert wird, muss sie das Interesse desjenigen wecken und Gefühle auslösen, die Lust auf das Lernen machen, indem sie vielleicht an schon Bekanntes oder an Erfahrungen des Schülers anknüpfen.

Durch ständiges Wiederholen und Einüben kann dieser Lernprozess vertieft werden, damit dem „Vergessen“ von Gelerntem vorgebeugt werden kann. Wie schon erwähnt, gehen die Informationen, die im Wahrnehmungsspeicher gelandet sind, nach etwa zwanzig Sekunden verloren und sind für immer vergessen, während das Kurzzeitgedächtnis Informationen im Minutenbereich speichert, bevor auch diese danach vergessen werden. Das Langzeitgedächtnis dagegen hebt die gesammelten Informationen langfristig, eventuell sogar für das ganze Leben auf. Allerdings ist nicht alles, was im Langzeitgedächtnis gespeichert wird, gleich wichtig und deshalb auch nicht jederzeit abrufbar, sodass diese Informationen zu dem passiven Wissen gerechnet werden, das im Gegensatz zum aktiven Wissen nicht sofort aktivierbar ist. Für den Pädagogen ist es unter diesem Aspekt besonders wichtig, auch auf das passive Wissen des Schülers zurückzugreifen und es zu aktivieren.

Da es im Gehirn spezielle Kanäle für das Schreiben, Sprechen, Hören, Riechen, Tasten, Schmecken und Sehen gibt, kann der Schüler alle zur Verfügung stehenden Kanäle beim Lernen nutzen, um sich den Lernstoff gut einprägen zu können.

Jeder Schüler lernt bevorzugt über einen Kanal, wobei man in diesem Zusammenhang auch von unterschiedlichen Lerntypen sprechen kann. Der visuelle Lerntyp bevorzugt die Informationsaufnahme über das Sehen, während der auditive Lerntyp seine Informationen über das Hören und Sprechen speichert.

Vermutlich sind aber die meisten Menschen nicht eindeutig einem bestimmten Lerntyp zuzuordnen, sodass es für den Pädagogen wichtig erscheint, unterschiedliche Kanäle bei der Vermittlung von Lerninhalten zu nutzen, damit den Schülern das Lernen und dauerhafte Speichern leichterfällt. Außerdem besteht für den Pädagogen die Möglichkeit, über das so genannte gehirngerechte Lernen Einfluss auf den Lernerfolg zu nehmen.

Das Gehirn besteht aus einer linken und einer rechten Hälfte, denen jeweils eine bestimmte Funktion zukommt. Während die linke Gehirnhälfte für digitale Funktionen zuständig ist, wie zum Beispiel für Zahlen, Sprache und Strukturen, so ist die rechte Gehirnhälfte für Bilder, Fantasie, Intuition und Gefühl zuständig. Obwohl zwischen beiden Gehirnhälften eine Verbindung besteht, nutzen viele Menschen aufgrund ihrer Tätigkeit oder ihrer Vorlieben meist nur den linken Teil des Gehirns. Als Pädagoge muss man davon ausgehen, sowohl rechts orientierte als auch links orientierte Schüler vor sich zu haben, sodass es wichtig ist, einen Lernstoff so zu vermitteln, dass er beide Gehirnhälften gleichermaßen anspricht. Werden also beispielsweise Daten und Fakten weitergegeben, sodass die linke Gehirnhälfte gefordert ist, so sollte gleichzeitig ein Beispiel oder ein Bild angeführt werden, das die rechte Gehirnhälfte aktiviert.

Ideale Lernbedingungen findet man also dann vor, wenn beide Gehirnhälften beim Lernprozess angesprochen werden. Gerade die zu wenig genutzte rechte Gehirnhälfte der Schüler erreicht man über konkrete Beispiele und Bilder, sodass durch die unterschiedliche Nutzung der Lernkanäle das Lernen erheblich leichterfällt und auch gehirngerecht funktionieren kann.

Um dem Schüler das Aufnehmen, Speichern und Verarbeiten der neuen Informationen zu erleichtern, sollte der Unterricht schwerpunktmäßig sinnvoll strukturiert sein, sodass der Lernstoff durch Visualisierung veranschaulicht wird und das Gelernte durch Wiederholungen vertieft werden kann.

Grundsätzliches über Legasthenie und Dyskalkulie

Legasthenie LRS Dyskalkulie

Es ist eine sehr wichtige Grundlage für das Fortkommen von Kindern, die beim Erlernen des Schreibens, Lesens oder Rechnens in der Schule Probleme haben, dass das Umfeld – also vor allem die Eltern und Lehrer – Kenntnis über die vielseitige Thematik hat und die erforderlichen Schritte rechtzeitig einleitet.

Legasthene und dyskalkule Kinder haben eine besondere Informationsverarbeitung und damit verbunden eine besondere Lernfähigkeit. Sie finden mit den Standardmethoden in unseren Schulen nicht das Auslangen, um das Schreiben, Lesen oder Rechnen ausreichend zu erlernen, deshalb müssen ihnen andere Ansätze geboten werden. Mit einer individuellen gezielten Hilfe und genügend Zeit gelingt es zumeist, dass auch diese Kinder das Schreiben, Lesen oder Rechnen ausreichend erlernen. Betroffene Kinder, deren Probleme nicht rechtzeitig erkannt werden und denen deshalb auch nicht rechtzeitig geholfen wird, zeigen früher oder später psychische Auffälligkeiten.

In der gesamten Thematik stellt jener Umstand ein besonderes Problem dar, dass auch heute noch Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme nicht selten als Zeichen von Schwäche, Störung, Krankheit oder gar Behinderung angesehen und auch so gehandhabt werden. Tatsächlich gibt es auch erworbene Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme, die im Zusammenhang mit physischen oder psychischen Krankheiten entstehen, diese treten jedoch seltener auf.

Tatsache ist aber, dass in jedem Fall in erster Linie immer eine Hilfe auf pädagogisch-didaktischer Ebene erfolgen muss, wobei sich die Förderung von legasthenen und dyskalkulen Menschen, deren Problematik genbedingt ist, von den Hilfestellungen bei Schreib-, Lese- oder Rechenschwierigkeiten, die erworben sind, unterscheiden wird.

Die AFS-Methode (https://www.afsmethode.com) wird den Anforderungen legasthener und dyskalkuler Menschen gerecht, weil die Förderung in allen Hauptbereichen erfolgt, in denen sich Schwierigkeiten ergeben. Neben der Aufmerksamkeitsfokussierung werden die Sinneswahrnehmungen, die man unbedingt zum Schreiben, Lesen und Rechnen benötigt, geschult und auch ein gezieltes Symptomtraining angeboten. Seit über 20 Jahren kommt diese umfassende und offene Methode durch diplomierte Legasthenie- und Dyskalkulietrainer/innen weltweit sehr erfolgreich zur Anwendung.

ADHD oder Autismus?

ADHD oder Autismus

Auch Diagnosen, die im Zusammenhang mit Problemen beim Schreiben, Lesen oder Rechnen erstellt werden, sind anscheinend Modetrends unterworfen.

War es in der Vergangenheit eine Tatsache, dass zahlreiche legasthene oder dyskalkule Kinder wegen der Ähnlichkeit der Erscheinungsformen als ADHD-Kinder (Attention Deficit Hyperactivity Disorder) diagnostiziert worden sind, mehren sich in der letzten Zeit Fälle, in denen die Diagnose Autismus durch Spezialisten der Gesundheitsebene erstellt wird. Eltern und Lehrer sprechen sogar schon von einer „Massendiagnose“ dieser Art. ADHD ist inzwischen eher „out“, so der Tenor.

Legasthene und dyskalkule Kinder sind zeitweise beim Schreiben, Lesen oder Rechnen unaufmerksam und unruhig, was Spezialisten der Gesundheitsebene nicht selten dazu veranlasst, die Diagnose ADHD zu stellen. Schlimmstenfalls bekommen die Kinder auch Medikamente verordnet. Und in solchen Fällen ist die Toleranzgrenze erreicht! Diese Spezialisten „übersehen“ bei all ihren Testverfahren definitiv, dass viele Kinder nur zeitweise von dieser Symptomatik betroffen sind und sich die Symptome nur dann zeigen, wenn sie schreiben, lesen oder rechnen. Kinder mit dem Krankheitsbild ADHD hingegen zeigen die Verhaltensformen bei all ihren Tätigkeiten und beginnen damit nicht erst mit der Einschulung oder etwas später, wenn legasthene oder dyskalkule Kinder in der Schule nicht das leisten, was von ihnen erwartet wird.

Nun aber werden legasthene oder dyskalkule Kinder auch als Autisten diagnostiziert! Der Grund, warum Spezialisten der Gesundheitsebene wohl meinen, dass die Kinder autistisch seien, dürfte darin liegen, dass diese Kinder Ordnung und Rituale mögen und sich auch völlig einer Sache, die sie interessiert, widmen können und dabei die Umwelt völlig vergessen. Wiederum wird allerdings „übersehen“, dass das legasthene oder dyskalkule Kind sich ansonsten in keinster Weise so verhält, wie man es von Autisten erwartet.

Der gesamte Umstand, dass Kinder, die lediglich eine besondere Informationsverarbeitung und damit verbunden eine besondere Lernfähigkeit haben und deshalb beim Schreiben, Lesen und Rechnen mit Standardmethoden nicht als Auslangen finden, zu Kindern mit Krankheitsbildern gemacht werden, ist mehr als besorgniserregend und endet nicht selten für die Eltern und Kinder mit einer Katastrophe.

Es wäre außerordentlich wünschenswert, dass Diagnosen erst erstellt werden, wenn sich Spezialisten ein Gesamtbild eines Kindes gemacht haben!