Dyskalkulie im Erwachsenenalter

Erwachsenen Dyskalkulie

Die meisten Erwachsenen mit Rechenschwierigkeiten wissen nicht einmal, warum sie mit der Mathematik zu kämpfen haben. Fehldiagnosen sind an der Tagesordnung, wenn sich Betroffene nicht an Spezialisten, die im pädagogisch-didaktischen Bereich tätig sind, wenden. Betroffene zweifeln selbst nicht selten an ihrer Intelligenz, weil sie dem Stigma, welches unsere Gesellschaft vorgibt, Glauben schenken: dass nur ein solcher Mensch als intelligent gilt, der rechen kann. Manche fühlen sich sogar krank, weil auch dies mitunter suggeriert wird.

Erwachsene mit Rechenproblemen haben nicht nur ein schlechtes Gefühl, wenn es um mathematische Belange geht, manchmal kommt es bei Betroffenen auch zu regelrechten Panikattacken. Diese Menschen haben meistens viele Jahre des Misserfolges hinter sich. Schlechte Zensuren, abgebrochene Schullaufbahnen oder auch Ausbildungen sind wegen der Rechenprobleme durchaus möglich. Dazu kommt ein massives Minderwertigkeitsgefühl, was nicht selten in psychische Auffälligkeiten mündet. Es gibt eine hohe Dunkelziffer bei den Erwachsenen, die das Rechnen nicht ausreichend beherrschen. Dazu gibt es für den deutschen Sprachraum keine wissenschaftlichen Untersuchungen, so können nur Schätzungen vorgenommen werden.

Man weiß heute, dass Rechenschwierigkeiten erworben oder auch, und dies ist wesentlich häufiger der Fall, vererbt sein können. Dies hat die Genforschung im Zusammenhang mit der Legasthenie schon herausgefunden.

Von einer Dyskalkulie, die genbedingte Ursachen hat und deshalb auch vererbt werden kann, spricht man, wenn man Folgendes beobachten kann:

eine zeitweise Unaufmerksamkeit und auch Unruhe – die keine Krankheitsbilder wie z.B. eine Konzentrationsstörung oder Hyperaktivität sind – des Betroffenen, wenn er mit mathematischen Aufgaben in Kontakt kommt und in diesem Zusammenhang mit Ziffern oder Zahlen konfrontiert wird bei sonst guter Aufmerksamkeit in allen anderen Belangen und

differente Sinneswahrnehmungen z.B. im optischen oder akustischen Bereich und auch in der Raumwahrnehmung, die nicht ausreichend für das Erlernen des Rechnens geschärft sind.

Infolge der unscharfen Sinneswahrnehmungen und der daraus resultierenden zeitweisen Unaufmerksamkeit kommt es beim Rechnen zu sogenannten Wahrnehmungsfehlern.

Zwei Formen werden bei einer Dyskalkulie unterschieden: die Primärdyskalkulie und die Sekundärdyskalkulie. Von einer Primärdyskalkulie spricht man, wenn beim Betroffenen lediglich Schwierigkeiten beim Rechnen beobachtet werden. Von einer Sekundärdyskalkulie spricht man, wenn zusätzlich zu den Rechenproblemen psychische oder physische Auffälligkeiten hinzukommen. Zu einer Sekundärdyskalkulie kann es vor allem dann kommen, wenn die Problematik nicht entdeckt wird, der Betroffene keine Hilfestellung bekommt und deshalb psychische Auffälligkeiten entwickelt. Auch physische Seh- oder Hörprobleme können eine Sekundärdyskalkulie bewirken.

So haben Menschen mit einer genbedingten Rechenproblematik, die als Dyskalkulie bezeichnet wird, eine besondere Informationsverarbeitung, die an sich nichts Schlimmes wäre, würde dadurch nicht ihr Zugang zur Mathematik besondere Interventionen verlangen, also besondere Methoden, welche auf ihre Anforderungen abgestimmt sind. Doch diese Hilfe bleibt den meisten Betroffenen in unseren Schulen versagt.

Zur Erklärung soll so viel gesagt sein, dass das Gehirn bei dyskalkulen Menschen anders organisiert ist. Die Sinnesorgane verarbeiten Informationen in einer Art und Weise, die besondere Hilfestellungen für die betroffene Person verlangt, damit ein reibungsloser Lernprozess stattfinden kann.

Andererseits gibt es auch Rechenschwierigkeiten, die erworben sind, sie werden meistens als Rechenschwäche bezeichnet. Gründe dafür gibt es viele. Es sei nur erwähnt, dass schon vermehrte Krankheitsphasen in der Volksschule bis hin zu Familienproblemen dazu führen können, dass Menschen speziell im Rechenbereich versagen. In diesem Fall genügt es, wenn die Verursachung beseitigt wird und ein intensives Training im Symptombereich erfolgt, womit ein Aufholprozess in Gang gesetzt wird.

Ein Training am Symptom alleine genügt bei einer Dyskalkulie, wie schon erwähnt, allerdings nicht, es muss eine umfassendere Förderung stattfinden. Dazu aber später.

Rechenschwierigkeiten treten manchmal gleichzeitig mit Schreib- und Leseproblemen auf. Die Problematik kann aber auch eine isolierte sein.

In jedem Fall ist es ist also besonders wichtig, dass man sich als Erwachsener möglichst einem Spezialisten anvertraut, der nicht nur die Ursachen und die Wirkung der Problematiken unterscheiden kann, sondern auch eine individuelle pädagogische Förderdiagnostik durchführt, auf der schließlich die gezielte individuelle Förderung aufbaut.

Es sei hier nochmals erwähnt, dass es für eine gezielte Hilfe nie zu spät ist, denn viele Menschen haben tatsächlich erst als Erwachsene das Rechnen, aber auch das Schreiben und Lesen vor allem für sie zufriedenstellend erlernt.

BEITRAG AUS: DYSKALKULIE KLL VERLAG ISBN 978-3-902657-15-2
http://www-dyskalkulie-erw.de

So entscheidend ist das Wissen des Grundschullehrers

Welcher Tätigkeit später ein legasthener Mensch nachgeht, entscheidet sich zumeist noch vor dem fünften Schuljahr. Jedes Jahr um diese Zeit, wenn sich das Schuljahr dem Ende zuneigt, wird für zahlreiche legasthene Kinder wieder von Pädagogen entschieden werden, wie sich ihr weiteres Leben, nicht nur das Schulleben, gestalten wird.

Leider sind noch immer einige Pädagogen der Meinung, dass auch allgemein intelligente Kinder, die beim Schreiben, Lesen und /oder Rechnen Schwierigkeiten in der Grundschule zeigen, nicht in ein Gymnasium gehen sollten. Viele führen an, dass das Gymnasium schlicht weg eine Überforderung darstellt, der legasthene Kinder nicht gewachsen sind. Was natürlich auf keinen Fall in der Regel den Tatsachen entspricht. Dies lässt sich anhand von zahlreichen Beispielen belegen. Unzählige legasthene Menschen haben sogar einen Universitätsabschluss mit Hilfe verständiger und wissender Menschen geschafft und viele konnten sogar Wertvolles für die gesamte Menschheit leisten.
Legasthenie ist keine Anomalität, Schwäche, Störung, Krankheit oder Behinderung sondern ein Zeichen besonderer Begabung, was aber manchen Menschen anscheinend schwer fällt zu glauben oder ihnen einfach entgangen zu sein scheint. Viele hängen auch dem Irrglauben nach, ein Mensch sei intelligent, wenn er schreiben und lesen kann, einer der es nicht kann oder Mühe hat es zu erlernen, nicht besonders gescheit. Menschen mit so einer Auffassung, die selbst nicht gerade von besonderem Weitblick und auch Intelligenz zeugt, fühlen sich in ihrer Selbstherrlichkeit dazu berufen zu verhindern, das legasthene Kinder eine höhere Schulbildung erlangen können. Vielfach hört man „ich kann es nicht verantworten“ oder „ ich kann es nicht auf mich nehmen“. Man fragt sich zurecht, ob diese Personen es aber „verantworten“ oder „auf sich nehmen“ können, über ein Menschenleben zu bestimmen? Doch soweit denkt „man“ wahrscheinlich gar nicht.
Informierte und verantwortungsbewusste Grundschulpädagogen dagegen wissen – und deren Anzahl wird erfreulicher Weise immer größer – dass legasthene Kinder länger als die vier Grundschuljahre benötigen, um den Schreib- und Leseerlernprozess zu verbessern. Glückliche Kinder, die auf diese treffen. Wofür man doch im Leben Glück braucht!

Legasthenie im Erwachsenenalter

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Email mit einer Frage, die fast wöchentlich gestellt wird:

Hallo,

ich hätte eine frage, und zwar wie kann ich
Festellen ob ich ein
Legastheniker bin oder nicht?

Ich habe ein großes Problem mit meiner
Rechtschreibung, ich schreibe mit
meiner rechten Hand, spiele aber Fußball mit meinem
linken Fuß!

Es gibt auch noch andere Sachen die bei mir noch ein
bisschen anders laufen
z.B. beim Essen,……

Mit Freundlichen Gruß

A.

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