Eltern und Lehrer wehrt euch!

Schluss damit, dass Kinder, die lediglich Schreib-, Lese- oder Rechenproblem haben als kranke Kinder bezeichnet und auch so behandelt werden. Die Zuständigkeit für die Feststellung und Förderung bei Schreib-, Lese- und Rechenproblem fällt in erster Linie in den pädagogischen Bereich!

Die vorrangige Aufgabe von Spezialisten, wie zum Beispiel diplomierten Legasthenietrainerinnen und Trainern, welche Kindern im pädagogisch-didaktischen Bereich helfen, ihre Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme zu bewältigen, sollte es sein, die bestmögliche Hilfe zu geben. Es zeigt sich in der Praxis immer wieder, dass es in den meisten Fällen völlig ausreichend ist, wenn Kindern durch speziell ausgebildeten Pädagogen geholfen wird.
Viele Eltern lehnen es zu Recht ab, ihre Kinder, die lediglich Probleme im Schreib-, Lese- oder Rechenbereich haben, zu einem Psychologen oder Arzt zu bringen. Kinder die Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme haben sind nämlich nicht grundsätzlich gestört, krank oder schwach, so wie man dies die Eltern glauben machen will. Die erste Feststellung und auch die ersten Fördermaßnahmen müssen immer durch Pädagogen getroffen werden. Ergeben sich in der pädagogischen Förderdiagnose oder während der pädagogisch-didaktischen Förderung Verdachtsmomente, dass auch Sekundärprobleme psychischer oder physischer Art vorhanden sein könnten, erst dann sind Fachleute der Gesundheitsebene mit einzubeziehen. Den umgekehrten Weg zu gehen, zuerst einen Gesundheitsberuf zu konsultieren, bedeutet in vielen Fällen, dass letztendlich dem Kind die Hilfe auf pädagogischer Basis vorenthalten wird.
Erfreulicher Weise werden von den Schulverantwortlichen zahlreiche Spezialisten in österreichischen Schulen eingesetzt, um Kindern mit Schreib-, Lese- oder Rechenproblemen hilfreich zur Seite zu stehen.
Immer wieder finden jedoch Informationen Verbreitung, legasthene oder dyskalkule Kinder müssten über ein psychologisches Gutachten verfügen, damit Lehrer in den Schulen Rücksicht walten lassen können. Dies hat in Österreich keinen gesetzlichen Hintergrund. Dass trotzdem manche Lehrer es glauben, hängt damit zusammen, dass diese uninformiert, falsch formiert oder, was es leider auch gibt, einfach an der Problematik nicht interessiert sind. Ein Vermerk im Zeugnis ist gesetzlich in Österreich grundsätzlich nicht vorgesehen.
Jeder Lehrer kann im gesetzlichen Rahmen selbst entscheiden, wie er mit Feststellungen, sind diese pädagogischer, psychologischer oder medizinischer Art, umgeht. Um grundsätzlich Verständnis für den betroffenen Schüler zu gewähren, benötigt der Lehrer überhaupt kein Gutachten. Noch immer wird der Mythos “nur Psychologen dürfen einen Legasthenie/Dyskalkulie feststellen” genährt und Lehrer werden vor dem Gesundheitskarren gespannt. Obwohl es eigentlich für jeden Lehrer die logischste Sache der Welt sein sollte, dass man in erster Linie einen Pädagogen benötigt, wenn ein Kind Probleme im Schreibe-, Lese- oder Rechenbereich hat, oder? Man will einfach nicht wahr haben, dass es in vielen Fällen lediglich um pädagogisch-didaktische Feststellung und Interventionen geht und nicht immer Feststellungen oder Interventionen von Psychologen oder Ärzten notwendig sind, wenn Kinder Schreib-, Lese- und Rechenprobleme haben. Sich auf eine Definition zu beziehen – die gesamte Problematik wurde von der WHO Weltgesundheitsorganisation im ICD-10 als Krankheit definiert – die einen wesentlichen Teil, nämlich den pädagogisch notwendigen Interventionsbereich auslässt, bedeutet nur, das diese Definition nur dann wirksam werden kann, wenn Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme krankheitsbedingt sind, was auch vorkommt. Die meisten Kinder mit Schreib-, Lese- oder Rechenprobleme sind davon aber nicht betroffen. Deshalb sind auch Lehrer an die Definition der WHO wohl nicht gebunden. Viele Kollegen wissen um diesen Umstand leider nicht bescheid und viele sind leider unsicher und lassen sich viel zu oft von unqualifizierten Aussagen einschüchtern. Auch Eltern sind genauso davon betroffen, dass man vielfach extremen Druck auf sie ausübt und sie mit ihren gesunden Kindern zu Psychologen oder Ärzten, ja sogar ins Krankenhaus schickt. Dagegen helfen nur die ständige Information und die Motivation unserer tollen Lehrer draußen in den Schulen.