Ein zentraler Punkt der AFS-Methode ist die Förderung der Motivation

Die AFS-Methode ist das Ergebnis qualitativer und quantitativer empirischer pädagogischer Forschung. Sie ist eine multisensorische Methode, deren Entwicklung durch interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht worden ist. Sie stellt die Individualität des legasthenen Menschen in den Vordergrund und wird der multikausalen Problematik gerecht.

AFS

Sie gehört zu den Methoden, die wissenschaftlich anerkannt und die auch empirisch wirksam sind. In 54 Ländern wird mit dieser Methode legasthenen Menschen seit vielen Jahren erfolgreich geholfen. Die Offenheit der Methode, der akzeptierte Methodenpluralismus und Eklektizismus -l sie verbindet auch Elemente der unterschiedlichen Positionen miteinander, verspricht den Erfolg. Es gibt nicht DIE Legasthenie, deshalb gibt es auch nicht DAS Training. Da jede Legasthenie individuell ist, so muss auch das Training individuell auf die Bedürfnisse des Betroffenen abgestimmt sein. Genau darin liegen die Chancen und auch die Erfolge der AFS-Methode. Die Inhalte der AFS-Methode beruhen auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass eine Verbesserung der Schreib-, Lese- und/oder Rechenfertigkeit eines legasthenen Menschen alleine durch das Üben am Symptom, nicht zielführend ist. Deshalb muss in den Bereichen der Aufmerksamkeit – um der zeitweisen Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen entgegenzuwirken – weiters in den Funktionen oder Sinneswahrnehmungen – diese müssen geschärft werden – und im Symptombereich – um den Wahrnehmungsfehlern entgegenzuwirken – eine gezielte Förderung stattfinden. Die Trainingsmethode verbindet spezielle Elemente aus den jeweiligen Bereichen in der Kombination, die nach vorliegendem Testergebnis für das jeweilige Kind die optimale Intervention darstellen. Einen zentralen Punkt nimmt aber die Förderung der Motivation des Betroffenen ein, durch diese enorme und nachhaltige Erfolge erzielt werden können. Auch für geringe Verbesserungen gibt es Lob und Anerkennung. Dem Spezialisten steht eine breite Palette zur Verfügung, diese Motivation zu erreichen, was sich letztendlich sehr positiv bei den Interventionen auswirkt. Die Motivation bewirkt, dass das Schreiben, Lesen und Rechnen nicht mehr als unangenehme Last empfunden wird, sondern bringt die Einsicht die Kulturtechniken als notwenige Tätigkeit zu akzeptieren, aber besser gesagt als notwendiges Übel, denn dies bleibt es wohl, in jedem Falle und auf ewig für den legasthenen/dyskalkulen Menschen.

Verursachen Musiknoten eine zeitweise Unaufmerksamkeit bei mir?

Frage:

 Ich studiere Musik-Bratsche. Mir sagen meine Lehrer nach einem Vorspiel, dass ich sehr gute Momente hatte und kurz danach sehr schlechte, als ob zwei verschiedene Personen spielen würden. Kann das von meinen Aufmerksamkeitsschwankungen kommen?

Antwort:

Ja, zeitweise Aufmerksamkeitsschwankungen sind bei legasthenen Menschen zumeist mit Symbolen verbunden, dazu gehören nicht nur Buchstaben und Zahlen, sondern auch Musiknoten. Am besten Sie versuchen BEWUSST die Gedanken bei der Sache zu halten, wenn Sie spielen und diese sogleich wieder zu dieser zu bringen, wenn Sie merken, dass diese abgleiten. Was hier so einfach klingt, ist in der praktischen Umsetzung nicht einfach. Es erfordert Übung und noch einmal Übung. Betreibt man dies aber nachhaltig, so merkt man bald, dass es besser und immer besser gelingt. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt, wenn es nicht gleich funktioniert. Es ist ein ähnlicher Vorgang, wenn man das Schwimmen erlernt. Man muss auch unzählige Male versuchen über Wasser zu bleiben. Ich wünsche Ihnen bei den Versuchen viel Geduld und Ausdauer.

Über die diagnostischen Schwierigkeiten bei einem Verdacht auf Legasthenie und die oft so fatalen Folgen für die Betroffenen

Die hauptsächliche Schwierigkeit der Diagnostik liegt in den verschiedenen Feststellungs- und Interventionsebenen. Tatsächlich ist eine pädagogische immer!!! eine psychologisch/medizinische manchmal notwendig. Dies ist eben von Fall zu Fall verschieden.
Leider gibt es hier gar keine Richtlinien und die Betroffenen sind darauf angewiesen, auf welche Kompetenz sie bei den Pädagogen treffen. Nicht selten wird, auch von Pädagogen der Schluss gezogen, die Kinder schreiben und lesen deshalb schlecht, weil sie psychische Auffälligkeiten zeigen und schon ist der leider oft sehr verhängnisvolle Weg vorgezeichnet.

Dabei verhält sich die Sachlage vielfach genau umgekehrt. Die Kinder bekommen nicht die dringend benötigten pädagogisch-didaktischen Interventionen und zeigen deshalb mit der Zeit Verhaltensauffälligkeiten, weil ihre Toleranzgrenze mit Demütigungen, die von Unwissenden begangen werden, überschritten wurde. Der verhängnisvolle Weg beginnt damit, dass man zu oft gar nicht daran denkt, dem Kind auf pädagogisch-didaktischer Basis zu helfen, sondern sofort Psychologen und Mediziner konsultiert. Zumeist verfügt keiner der beiden Berufsgruppen über genügend pädagogisch-didaktisches Wissen oder über die Kompetenz den Kinder maßgeblich beim Schreiben und Lesen zu helfen. So wird nicht selten das Kind von einer zur anderen Therapie geschleppt, bekommt aber gerade in diesem Bereich keine Hilfe.

Die in Österreich und auch in Deutschland üblichen Feststellungsverfahren führen sich zuweilen schwer ad absurdum, denn nicht selten versucht man z.B. mittels IQ-Tests eine Legasthenie festzustellen. Zahlreiche IQ Tests beruhen aber auf der Testung der Sinneswahrnehmungen. Der Zustand der Sinneswahrnehmungen wird zur Bewertung des IQ herangezogen, was natürlich gerade bei legasthenen Kindern – deren gesamte Problematik ja auf differenten Sinneswahrnehmungen beruht – zu völlig falschen Ergebnissen führt. Auch LRS Testverfahren sind zuweilen nur aussagekräftig bei LRS Kindern, versagen aber bei legasthenen Kinder nicht selten. Denn so manches legasthene Kind hat bei LRS Tests hervorragend abgeschnitten und wurde dadurch als nicht legasthen diagnostiziert. Analysiert man dagegen die schriftlichen Leistungen und Leseleistungen des selben Kindes über einen längeren Zeitraum, so ergibt dies ein völlig anderes Ergebnis, als es der LRS Test brachte. Dies hängt wohl auch damit zusammen, dass legasthene Kinder zeitweise sehr gute Leistungen sogar beim Schreiben und Lesen erbringen können.

Zum Glück geht der Trend aber in die Richtung, dass informierte Eltern immer öfter auch auf eine pädagogische Feststellung durch pädagogisch-didaktisch versierten Spezialisten bestehen. Für viele Kinder kommt dieser Trend jedoch zu spät…

Technische Geräte als Trainingsergänzung

Als Legastheniespezialist sollte man stets danach streben, neue Möglichkeiten zu finden, wie man Betroffenen helfen kann.
In letzter Zeit häufen sich technische Geräte am Markt, die für ein Sinneswahrnehmungstraining bei einer Legasthenie oder Dyskalkulie angeboten werden.
Tatsächlich sind technische Geräte natürlich für ein Training als willkommene Abwechslung und Motivation für die Kinder zu sehen, wie es auch z.B. der Computer ist, nicht mehr und nicht weniger. Über tatsächliche Veränderungen der Gehirnfunktionen, welche diese Geräte laut Entwickler oder Vertreiber hervorrufen sollen, untersuchen und diskutieren Wissenschaftler aber schon sein geraumer Zeit und sind noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen.
Leider neigen die Entwickler und natürlich die Vertreiber dieser Geräte dazu, diese als Allheilmittel anzupreisen. Kein technisches Gerät kann aber die gute pädagogisch-didaktische Arbeit diplomierter Legasthenietrainer ersetzen, bestenfalls ergänzen. Man sollte schließlich auch erkennen, dass nicht alle Betroffenen positiv auf solche Geräte reflektieren.

Es ist noch viel zu tun

Es ist noch viel zu tun, damit noch mehr Menschen klar wird, was ein Legastheniker überhaupt ist, welche Probleme er hat und auch welche besonderen Begabungen er durch seine Legasthenie besitzt.

Gerade hat mir ein völlig unwissender Reporter wieder ganz drastisch vor Augen geführt, wie wenig die Gesellschaft eigentlich Bescheid weiß. Er schilderte sein Interview mit einem der reichsten Männer der Welt, Bill Gates. Er bemerkte, dass Bill Gates wie ein kleiner Schuljunge, die gesamte Zeit, in der er mit ihm sprach, auf seinem Stuhl hin und her rutschte und auch noch dazu mit dem Sessel ritt. Der ahnungslose Mann hatte eben anscheinend nicht die geringste Ahnung davon, warum Bill Gates diesen Wesenszug hat. Er ist ein legasthener Mensch! Die Genialität, mit der dieser Mann seine Visionen zum Nutze für fast die gesamte Menschheit verwirklicht hat, liegt wohl in seiner Legasthenie und damit in seinen besonderen und umfassenden Gedankengängen begründet. In einiger Zeit, sobald dieser Mensch Geschichte sein wird, werden auch die heutigen Neider verstummt sein und in den Geschichtsbüchern wird hoffentlich nur objektiv über seine außergewöhnlichen Leistungen zu lesen sein.

Rückblickend hat sich die Situation der legasthenen Kinder in den letzten Jahrzehnten zwar doch ein wenig, aber meines Erachtens noch lange nicht genug, zum Besseren gewandt, denn noch immer ist es für manche legasthenen Kinder ein Glücksspiel, auf welche Voraussetzungen sie im persönlichen Umfeld treffen. Und diese Voraussetzungen – das Verständnis der Eltern und Lehrer um die Problematik und die rechtzeitige Hilfe – die aber tatsächlich für das gesamte Leben des Kindes bestimmend sind, sollten eben wesentlich berechenbarer sein.
Besserwisserei, Intoleranz, Ignoranz und Überheblichkeit bestimmen noch vielfach das Schicksal der betroffenen Kinder – um deren Schicksal es mir schon seit mehreren Jahrzehnten geht – und bringen so viel unnötiges Leid.

Es ist zu beobachten, dass ein regelrechter Kampf und nicht die gewünschte Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen der Pädagogen, Psychologen, Mediziner – alle fühlen sich in „erster“ Linie zuständig für diese Kinder – ausgebrochen ist. Tatsächlich ist natürlich die psychologische und medizinische Intervention in der Legasthenieproblematik zu respektieren. Doch sollte der Psychologe und der Mediziner nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie wirklich notwendig sind. Eine generelle Pathologisierung der Legasthenieproblematik ist abzulehnen. Und tatsächlich benötigt nicht jedes legasthene Kind, welches nur Probleme damit hat, das Schreiben und Lesen in der Art zu erlernen, wie es die Klassenkameraden tun, einen Arzt oder Psychologen. Wir wissen sehr genau, dass es eben nur bei einem geringen Prozentsatz der legasthenen Kinder dieser Interventionen bedarf. Die grundlegende Ebene ist und wird immer die pädagogische bleiben, ohne diese ist jede andere Therapie zum Scheitern verurteilt.

Die Problematik fängt damit an, dass von der Umgebung – Eltern und Lehrer – die Schwierigkeiten der Kinder beim Schreiben, Lesen und/oder Rechnen auf die Eigenarten, welche die Kinder in der Schule an den Tag legen, zurückgeführt werden. Ist nun der Lehrer unerfahren oder hat er nicht das nötige Wissen über die Legasthenieproblematik, ist also mit seiner Weisheit am Ende, so werden die „verhaltensauffälligen“ Kinder schnell zum Psychologen oder zum Arzt geschleppt. Dabei liegt aber der genau umgekehrte Prozess vor. Durch die Überforderung bzw. den nicht methodengerechten Unterricht, zeigen die Kinder ein außergewöhnliches Verhalten, weil sie es eben nicht anders ausdrücken können, dass sie mit den herkömmlichen Lernmethoden nicht das Auslagen finden. Und so bekommen legasthene Kinder allerlei Therapien, die sie nicht brauchen, aber viele ihre gesamte Schulzeit lang nicht den pädagogisch–didaktischen Ansatz, den sie benötigen würden.

Sehr bedauerlich ist, dass sich „Spezialisten“ gegenseitig das Wissen und die Befähigung absprechen. Die Gründe dafür sind vielfältig, und so tragen sie maßgeblich zur Verunsicherung der Eltern und Interessierten bei. Die Folge ist, dass die nötige Hilfe zu oft viel zu spät oder gar nicht stattfindet. Vielfach wird auch die hervorragende Arbeit, welche zahlreiche Legastheniespezialisten leisten, von Kritikern zunichte gemacht. Kritik, die sich nicht selten als völlig haltlos erweist, sehr zum Schaden für die betroffenen Kinder.
Im Zeichen der Zusammenarbeit und der besseren Verständigung der an den Problemen der Kinder Beteiligten steht diese Neuauflage. Es sollte uns doch wirklich nur um das Wohl unserer Kinder gehen!
Die Erweiterung um einen Katalog von häufig gestellten Fragen, soll zu einem noch besseren Verständnis der Thematik beitragen.